1. Tag: Freitag, 25. Februar 2011
2010
Eröffnung der Vernissage von der Leiterin des Institut Francais
Rolf Stolz - Madame Isabelle Farcat - Said Kahla
Institut Francais, Mainz, am 8. Oktober 2010
Ich lernte Rolf Stolz als politisch engagierten Menschen kennen. Damals standen Seite an Seite im Kampf gegen militante Islamisten. Sein leben ist geprägt durch politisches Engagement. Dies spiegelt auch die heutige Ausstellung.
Die Persönlichkeit von Rolf Stolz ist komplex, komplex ist auch die kreative Produktion.
Beim Betrachten der Bilder drängt sich unausweichlich die Frage auf: „Wo liegt hier die Problematik?“
Die Problematik ist dennoch omnipräsent, denn l'Art pour l'Art ist nicht sein Ding und beim näheren Betrachten drängt sich doch ein Leitmotiv auf. Rolf möchte uns einfach die Augen öffnen.
In seinem im September erschienen Roman beschreibt Michel Houellebecq die Kunst des Fotografierens als eine Welt, in der die Menschen nicht leben müssen.
Rolfs Arbeiten untermauern diese Aussage: Wir müssen in dieser Welt nicht leben, die nichtsdestotrotz existiert:
Hübsche Frauen oder nur buntes Papier? Leere Städte, sich im Spiegel reflektierende Gebäude, sich hinter Masken verbergende Gesichter. Wo ist hier die Realität? Rolfs Ausstellung ist eine verzerrte Reise durch Europa. Zwischen der perversen Ästhetik eines sinkenden Venedig über einem existentiell gefährdeten Bukarest, bis hin zum architektonisch dekadenten Cologne.
Was Rolf sieht, bleibt für uns zunächst unsichtbar. Die Objekte werden verfremdet, sie spiegeln sich, also sind sie gar nicht da.
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Die seltenen Menschen, wenn sie sichtbar sind, haben nur eine virtuelle Präsenz. Im besten Fall dienen sie als Komparsen für eine Komödie, die sich auf der anderen Straßenseite abspielt
Wie Italo Calvino in „Die unsichtbaren Städte“ schreibt: „Man weiß nicht, was drinnen und was draußen ist.“
In Bukarest steigt eine auf dem Kopf stehende Pyramide in den grauen Himmel empor in Konkurrenz mit oder in Anlehnung an ein repräsentatives Machtsymbol. Ein ganzes Programm...
Wirklichkeit und Unwirklichkeit liegen ganz nah. Moskau, die Weltstadt mit 3. Rom Ambitionen, reduziert zu einer Fiktion aus aus aggressiver Werbung, noch eine Scheinwelt.
Rolfs Arbeit reflektiert um das Thema Stadt auch die Auseinandersetzung mit der deutsch-deutschen Geschichte. Diese Domäne hat er nicht opportunistisch erst in den 1990er Jahren entdeckt, sondern er setzt sich mittlerweile seit 30 Jahren damit auseinander.
Dresden zwischen gestern und heute. Will uns Rolf die Städte als möglichen verfremdeten Lebensraum anpreisen? Die Frage bleibt offen; er meint „Es finden sich bei mir durchaus auch Bilder, die nichts anderes zeigen als das, was sie zeigen, aber auch auf ihnen ist Übergang und Metamorphose.“
Und doch noch eine positive Botschaft: In der verzerrten verlogenen Welt der Werbung treten uns zwei rumänische Kinder mit grenzenlosem Optimismus entgegen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei dieser Reise durch Europa
Said Kahla